Jäger und Sammler

Nicht jeder in unserem Hobby ist für die Recherche geboren. Manche sind eher für die praktische Umsetzung im Handwerk zu haben, andere bevorzugen das aktive Präsentieren und Vermitteln. Dennoch ist ein gewisses Maß an Fachliteratur für uns alle notwendig. Und sei es auch nur, um das Eine oder Andere nachschlagen zu können.

Zum Glück ist es mittlerweile für viele Journale und Jahrbücher Usus, ältere Exemplare über das Internet frei zugänglich zu machen. Das ist eine wertvolle und riesige virtuelle Bücherkiste, deren Erkundung aber einen eigenen Artikel verdient hat. Hier möchte ich mich auf das klassische Buch beschränken.

Ich persönlich gehöre zur Gruppe der Jäger und Sammler. Ich LIEBE Bücher und ein neues Stück Fachliteratur zu ergattern erfüllt mich mit tiefer Zufriedenheit. Besonders, wenn es seltene Stück sind. Denn sehr vieles von dem, was wir brauchen, ist im normalen Buchhandel nicht mehr zu bekommen. Oft genug ist selbst der Antiquariats- oder Second-Hand-Markt keine Option.

Wissenschaftliche Werke werden häufig nur in kleinen Auflagen herausgegeben. Dissertationen, Tagungsbände oder Grabungsberichte sind nun einmal nicht für den Massenmarkt gemacht. Selbst Ausstellungskataloge sind oft nur sehr begrenzt verfügbar, besonders wenn sie schon älter sind oder es sich um kleine Museen handelt. Und von Zeit zu Zeit gibt es auch Bücher, die, wegen kleiner Auflage und/oder aufwändiger Verarbeitung, so teuer sind, dass man sie sich kaum leisten kann.

Wie kommen wir also nun an unsere Lieblinge? Auf ganz verschiedene Weise. Ein paar Beispiele und Tipps dazu.

Die Bände der Abbegg-Stifung. Diese Bücher gehören zur teuren Sorte. Man kann sie großteils immernoch kaufen, aber jeder davon kostet an die 200 EU oder darüber. Das ist ein Fall für die Fernleihe. Die allermeisten Bibliotheken bieten diesen Service an. Mitglied bei einer Bibliothek zu sein ist ohnehin für alle von uns ein Muss. Dann bezahlt man ein paar Euro und die Bibliothek besorgt einem das Buch. Weil die Bände durchaus auch aus dem Ausland kommen können, gibt es oft mehrere Wochen Wartezeit aber das ist es wert. Leider muss man die schönen Stücke ja auch wieder zurückgeben, daher scanne ich interessante Artikel ein. Ich möchte hier allerdings schon hervorheben, dass ich Bücher lieber kaufe, wenn es möglich ist. Die Autoren sollen für ihre Arbeit ja auch belohnt werden.

„Die gotischen Truhen der Lüneburger Heideklöster.“ Ein reiner Zufall, gepaart mit Glück – das Buch wurde auf Facebook angeboten und ich war ein paar Sekunden schneller als die anderen 20 Interessenten. Wenn man seltene Literatur sucht, macht es sich bezahlt, sich entsprechenden Facebook-Gruppen anzuschließen. Manchmal gibt jemand sein Hobby auf, will einfach Platz im Regal schaffen oder wechselt die Darstellungszeit. Dann kann man, unter Umständen, auch sehr seltene Bücher bekommen.

„Nobiles Officinae“ Ein Ausstellungskatalog zu den sizilianischen Werkstätten. Dies ist einer der Kataloge, die nicht mehr zu bekommen sind. Hier hat mir ein Freund aus Italien geholfen. Er hatte ein Exemplar auf Ebay entdeckt und mir Bescheid gegeben. Es kann immer helfen, es in der Szene bekannt zu geben, wenn man ein seltenes Buch sucht. Die meisten von uns suchen ständig irgendwas – da stolpert man dann auch entsprechend oft über Sachen, die evtl. für jemand anderen interessant sind.

„Mediaeval European Jewellery“ Vernetzung ist überhaupt Gold wert. Auf diese Weise bekommt man auch einmal einen Scan eines seltenen oder sehr teuren Werkes, wenn man schon das Buch selber nicht in die Finger bekommt. Sowas ist dann natürlich ein Geben und Nehmen. Wenn man nett fragt und dafür vielleicht was anderes im Tausch anbieten kann, kann man auch auf diesem Weg an die gewünschten Inhalte kommen. Und ja, mir ist klar, dass das streng genommen nicht unter das Kriterium „klassisches Buch“ fällt, von dem ich oben geschrieben habe. Aber es handelt sich auch nicht um im Internet verfügbare Literatur, daher habe ich das hier dazu genommen.

Eine weitere Möglichkeit, die ich allerdings selbst noch nicht in Anspruch genommen habe, sind Aktionsverkäufe von Bibliotheken, Instituten oder Museen. Hier werden Archive, Museumsshops oder ausgemusterte Bibliotheksbestände günstig abverkauft. So etwas gibt es von Zeit zu Zeit, weshalb es sich lohnt, das Ohr am Boden solcher Einrichtungen zu haben – abgesehen davon, dass man da natürlich auch andere, interessante Infos bekommen kann.

Also … lasst euch nicht entmutigen, wenn ihr mal länger suchen müsst. Es ergibt sich immer wieder was.

 

 

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