Epistolae: Medieval Women’s Letters

Eine Seite, betreut von der Columbia University (New York) auf der Briefe von Frauen aus dem Mittelalter gesammelt und aus dem Lateinischen übersetzt wurden.

https://epistolae.ctl.columbia.edu/

Besonders interessant für uns ist dabei der abgedeckte Zeitraum. Der reicht nämlich vom 4. bis zum 13. Jhd. Wir haben ja oft das Problem, dass Quellensammlungen sehr SpäMi-lastig sind – einfach, weil es da weit mehr Quellen gibt und sie oft auch leichter zu finden sind.

Das bedeutet dann auch, dass es eine Menge Bücher gibt, die zwar ‚Mittelalter‘ im Titel haben, sich de facto aber erst ab dem 13. Jhd oder noch später ansiedeln. Frühere Quellen werden möglicherweise kurz erwähnt, darauf eingegangen wird aber nicht. Das ist auch einer der Gründe, warum das 12. Jhd als schwer zu recherchieren gilt.

Aber Epistolae deckt gerade auch diese frühen Jahrhunderte ab, was ich enorm spannend finde. Die Sammlung umfasst an die 800 Briefe und wird laufend erweitert.

Viele der Briefe sind offizielle Schreiben, die Schenkungen oder Verkäufe dokumentieren. Viele enthalten auch theologisch-philosophische Texte. Aber meine Lieblinge sind die, die persönliche Umstände ansprechen. Einer davon ist dieser hier aus dem Jahr 1156-57, in dem die Äbtissin Adelidis von Barking vom Erzbischof von Canterbury aufgefordert wird, ihr Verhältnis zu ihrem Verwalter Hugh zu beenden, was sie nicht tut. Ob das Verhältnis politisch oder sexuell ist, ist nicht klar. Auf jeden Fall klingt der Herr Erzbischof schon reichlich verärgert.  https://epistolae.ctl.columbia.edu/letter/1206.html

 

Fastenwurst?

Ein kleiner Nachtrag zu meinem Experiment, von dem ich hier geschrieben haben: https://friedrich-und-hildegard.at/2018/03/17/eine-wurst-aus-ei-und-kaese/

Ich habe mir nämlich die Frage gestellt, ob das überhaupt als Fastenspeise durchgeht, wenn da doch Schweinedarm drum herum ist. Hätte man den Darm entfernt?

Meiner Meinung nach wäre das abhängig davon, wie streng man die Fastenregeln ausgelegt hat. Das ist ja auch im Mittelalter verschieden umgesetzt worden und kleine Schummeleien waren sicher üblich. Den Darm schmeckt man ja auch in dem Sinn nicht – da könnte man sicher mit ein wenig theologischem Geschick und Wissen das ‚Schwein‘ wegargumentieren.

Rezeptbücher wie das Liber de Coquine entstanden ausschließlich im Umfeld vermögender Haushalt – von späteren Büchern haben wir auch die Autoren und das sind durchwegs Köche an Fürstenhöfen.  Und an diesen Höfen war das Spielen mit dem Essen sehr üblich – auch im 12. Jhd schon. Einfärben von Speisen, das fantasievolle Gestalten von Pasteten, das Schmücken des Essens, etc … und das passt dann wieder gut mit der Wurst zusammen. Vielleicht könnte man sie als Scherz definieren „Wir haben zwar Fastenzeit aber wir tun mal so als würden wir Wurst essen.“

Im Gegensatz zu normalen Wurstrezepten lässt sich diese Wurst ja auch nicht als Möglichkeit der Haltbarmachung umsetzen. (Wobei es jetzt schon spannend wäre, was passiert, wenn man das Ganze räuchert … )