Ich möchte ein paar Details festhalten, die sich aus Unterhaltungen mit anderen Living Historians zum Thema Küche und Kochen ergeben haben.
Besonders bedanke ich mich hier bei Sonja Hofbauer von der IG 14 für den Input.
- Thema Gewürze: ich habe ja schon einen kurzen Eintrag zum Thema Gewürze geschrieben. Dabei ging es um ein mögliches, sprachliches Missverständnis zu dem Thema. https://friedrich-und-hildegard.at/2018/03/08/man-hat-so-viel-gewuerzt-um-den-geschmack-von-verdorbenem-fleisch-zu-verdraengen/ Festhalten muss bei all der Diskussion über Gewürze und deren Verwendung aber ganz sicher auch folgendes: Es hat LANG gedauert, bis Zimt, Pfeffer, Muskat & Co in Europa angekommen sind. René schätzt eine durchschnittliche Reisedauer von 6 Monaten zwischen Hersteller und Endverbraucher. Die Zeitspanne zwischen Ernte und Verbrauch kann sich verlängern, wenn die Gewürze zwischengelagert wurden und natürlich, wenn sie beim Endverbraucher auch noch eine Weile liegen bleiben. Man muss sich nämlich vor Augen halten, dass es sowas wie aromadichte Verpackung noch nicht gab. Man kann also die Intensität der Gewürze, wie man sie heute in jedem Supermarkt findet nicht mit denen vergleichen, die im Mittelalter zum Endverbraucher gelangt sind. Ich gehe davon aus, dass sie zu diesem Zeitpunkt zumindest die Hälfte ihres Aromas verloren haben. Das rückt das ’starke würzen‘ noch einmal deutlich in eine andere Perspektive.
- Thema Küchengeräte: Was wissen wir über Reiben im Mittelalter? Nicht viel. Außer, dass man sie verwendet hat. Denn die Rezepte verlangen ganz ausdrücklich ‚geriebene‘ Lebensmittel – am Häufigsten Käse und Brot. Und gerieben ist dabei etwa anderes als im Mörser gestampft oder geschnitten. Man kann also davon ausgehen, dass es sowas wie in irgendeiner Form gegeben hat. Es gibt römische und etruskische Funde von Reiben, hier zum Beispiel: https://www.meisterdrucke.com/kunstdrucke/Roman/280119/Reibe-aus-dem-Grab-von-Bernardini-di-Palestrina-(Silber).html die nächsten Hinweise finden sich dann aber erst wieder an der Wende zur Renaissance (von Hans Sachs, im Spruchgedicht „Der gantz Hawsrat“ von wird auch ein „rieb eisen“ erwähnt) bzw. dann direkt in der Renaissance (16. Jhd) https://www.pinterest.de/pin/517773288404538943/ Ich persönlich tendiere auch zu einem simplen, durchgeschlagen Stück Blech. Aber natürlich kann man darüber diskutieren, inwiefern das der historischen Wahrheit entspricht oder nicht. Da es aber – meines Wissen nach – die einzigen Hinweise sind, die wir haben, gehe ich jetzt einmal von einer durchgängigen Nutzung aus. Andere Möglichkeiten, die ich mir vorstellen kann (aber ohne jeden Beleg!!) sind entsprechend bearbeitete Steine, mit eingearbeiteten Reibeflächen irgendwelcher Art. Es gibt Funde von entsprechenden, römischen Mörsern, deren Innenseite zusätzlich mit Rillen bzw. Reibflächen versehen sind. http://www.antike-tischkultur.de/kochtechnikreibensonstige.html Im asiatischen Raum gibt es außerdem Keramikreiben – wobei ich aber glaube, dass es im 12. Jhd noch nicht möglich war, Keramik (bzw. Steinzeug) herzustellen, die hart genug gewesen wäre.