Eine Seite, betreut von der Columbia University (New York) auf der Briefe von Frauen aus dem Mittelalter gesammelt und aus dem Lateinischen übersetzt wurden.
https://epistolae.ctl.columbia.edu/
Besonders interessant für uns ist dabei der abgedeckte Zeitraum. Der reicht nämlich vom 4. bis zum 13. Jhd. Wir haben ja oft das Problem, dass Quellensammlungen sehr SpäMi-lastig sind – einfach, weil es da weit mehr Quellen gibt und sie oft auch leichter zu finden sind.
Das bedeutet dann auch, dass es eine Menge Bücher gibt, die zwar ‚Mittelalter‘ im Titel haben, sich de facto aber erst ab dem 13. Jhd oder noch später ansiedeln. Frühere Quellen werden möglicherweise kurz erwähnt, darauf eingegangen wird aber nicht. Das ist auch einer der Gründe, warum das 12. Jhd als schwer zu recherchieren gilt.
Aber Epistolae deckt gerade auch diese frühen Jahrhunderte ab, was ich enorm spannend finde. Die Sammlung umfasst an die 800 Briefe und wird laufend erweitert.
Viele der Briefe sind offizielle Schreiben, die Schenkungen oder Verkäufe dokumentieren. Viele enthalten auch theologisch-philosophische Texte. Aber meine Lieblinge sind die, die persönliche Umstände ansprechen. Einer davon ist dieser hier aus dem Jahr 1156-57, in dem die Äbtissin Adelidis von Barking vom Erzbischof von Canterbury aufgefordert wird, ihr Verhältnis zu ihrem Verwalter Hugh zu beenden, was sie nicht tut. Ob das Verhältnis politisch oder sexuell ist, ist nicht klar. Auf jeden Fall klingt der Herr Erzbischof schon reichlich verärgert. https://epistolae.ctl.columbia.edu/letter/1206.html