Bei normaler Recherche für die Darstellung ist eine der Grundregeln „Was etwas früher war, darf man mit einbeziehen aber lass bloss die Finger von allem, was später kommt.“
Das ist ja auch nachvollziehbar – frühere Entwicklungen kann man zumindest in Überlegungen mit einbeziehen, aber später ist eben die Zukunft der Darstellungszeit und da hat man mit der Recherche nichts verloren.
Wenn man nun aber, wie wir, eine Darstellung am Ende des 12. Jahrhunderts ansiedelt, muss man diese, eigentlich sehr logische, Prämisse zeitweise ignorieren.
Es ist nämlich so: Es gibt im Laufe des 12. Jhds eine große, intellektuelle und kulturelle Wende, die von vielen als „Die Renaissance des 12. Jahrhunderts“ bezeichnet wird. Wer sich genauer einlesen möchte, findet hier eine Übersicht dazu: http://www.hottopos.com/convenit3/fidora.htm Sehr allgemein gesprochen geht es darum, dass sich in den Wissenschaften, der Kultur, der Kunst, der Gesellschaft und vielen anderen Lebensbereichen eine Menge geändert hat. Die ersten Universitäten werden gegründet, die Gotik kommt auf, die Städte werden wichtiger, der Austausch zwischen Gelehrten jeder Art nimmt stark zu, der Minnesang und die Ideale des Rittertums kommen auf etc.
Das führt dazu, dass der Beginn des 12. gerne noch ins Frühmittelalter gegliedert wird, das Ende aber dann schon ins Hochmittelalter. Das 12. wird daher manchmal auch als Frühes Hochmittelalter bezeichnet.
Und das widerrum macht den Gedanken zulässig, dass wir mit unserer Darstellung dem Beginn des 13. Jahrhunderts näher sind als dem Beginn des 12. Soll heißen: wenn ich nach Quellen suche, kann es für mich – je nach Thema – sinnvoller sein, bis ca. 1220 zu suchen als vor 1150. Die oben erwähnte Architektur wäre da ein typisches Beispiel – die frühe Gotik hält zu unserer Darstellungszeit in ganz Europa Einzug und löst die Romanik ab.
Wie geht man also mit sowas um? Vorsichtig. SEHR vorsichtig. Sehr kritisch und sehr behutsam. Denn natürlich muss man immernoch sehr genau unterscheiden, was zeitpassend ist und was Zukunftsmusik. Besonders bei Themen, die sich sehr rasant ändern können, wie zum Beispiel Mode, bleibe ich streng beim 12. Andere, wie zum Beispiel das Kochen und Essen, ebenso wie die Tischkultur lassen da schon ein weiteres, zeitliches Feld zu.
Zusammenfassend: es kann sich für die Darstellung am Ende des 12. lohnen, die Nase ins 13. zu stecken. Aber nur, wenn man genau weiß, was man tut, sehr behutsam vorgeht und alles kritisch hinterfragt.